VS Nr. 53 Cima d’Ambiez

nicht eingestiegen
Sybille Rödig
Zustieg: 4:30 h
Temperaturschock: Von der Wüste in den Schnee

Matteo fährt uns mit seinem Jeeptaxi den halben Weg hoch zur Cacciatore-Hütte. Wohl der gefährlichste Teil des Tages?
Bis zum Rifugio Agostini geht es gut zu laufen. Ich bin im Geiste noch unter Palmen. Vor 24 Stunden saß ich noch im T-Shirt auf der Dachterrasse in Marrakesch mit frisch gepresstem Saft. Vier Stunden geschlafen, und plötzlich schleppe ich mich auf Schneeschuhen zwischen Felstürmen entlang. Und wo sind eigentlich die Esel?

Das letzte Stück wühlen wir uns mit gesenkten Köpfen die Kehren hinauf, ein ordentlicher Wind pfeift und ich fühle mich mit jedem Schritt mieser. Akklimatisiert müsste ich ja eigentlich gut sein. Hm.
Der Winterraum ist eisig, auch das Kochen hilft nichts. Und warum haben wir eigentlich einen Viertelliter Olivenöl UND ein ganzes Paket Butter dabei? Neben Polenta, Sojaschnetzeln und Parmesan? „Franzosen.“ Sybille schüttelt nur mit dem Kopf und isst drei Walnüsse.

Die Nacht ist gut, und da es so spät hell wird, reicht sogar 6 Uhr aufstehen. Und weiter hinauf durch den Schnee wühlen. Man bricht trotzdem immer noch ganz schön ein mit diesen Schneeschuhen. Mein Gefühl ist mittelprächtig.
Auf dem Zustieg sehe ich es schon glänzen. Die Sonne kommt in die Wand und der Eishagel beginnt. Direkt über unserer Route hängt ein Riesen-Fallbeil. Und in der dritten Länge ein ganzer Eisfall. Ich stapfe durch steilen Schnee bis zum Wandfuß. Man kann kaum stehen. Hier Kletterschuhe anziehen?

Schweigend starre ich nach oben und spreche mit dem Berg. Er schweigt zurück. Auch die erste Länge ist leicht mit Eis überzogen. Diesmal habe ich keinen Moritz dabei. Und die Fallzone ist auch etwas prekärer. Ich blicke zu Sybille und Nico hinüber. „Denk mal laut, Alba“, sagt sie.
„Da ist Eis in der Rinne. Mitten in unserer Tour. Außerdem hängen da mehrere richtig fette Zapfen oben an der Kante“, sage ich. „Die fallen genau in die Linie.“

Der Berg sagt Nein. Noch als wir die Ausrüstung zusammen packen, schmeißt er Eiszapfen nach Nico und trifft fast die Drone. Schweren Herzens drehen wir um, und steigen, nun im T-Shirt, durch den schmelzenden Schnee ins Tal. Ab nach Arco.