Pausetour #31 Große Zinne Nordwand, Hasse-Brandler

klassisch WF 2 (alle geraden Längen geführt)
L9: 1x gehangen, L10: A1, L11: A0, L12: alles frei. Rest onsight.
Johnny Demaine
Länge: 580 m, 17 SL
Kletterzeit: 11:40 h
Man fällt vom Glauben ab

Das einzige, woran ich denken konnte, war: Wie kann man das free solo klettern?! Einfach jenseits von Gut und Böse. Oberer achter Grad an einer Nordwand in den Dolomiten klingt ja schon ernsthaft. Aber wenn man dann die Route klettert, fällt man völlig vom Glauben ab: extrem überhängend, ein Dach nach dem anderen, mit 200 m Luft unterm Hintern, schmierige Leisten, in der Crux alles nass, und bei weitem nicht alles fest. Unvorstellbar. Im Geiste haben wir vor Alexander Huber niedergekniet. Länge für Länge.

Dass Dietrich Hasse und Gefährten sich hier 1958 durch die Dächer genagelt haben, muss natürlich auch eine kranke Unternehmung gewesen sein. Haben sie für die 5 Tage das Wasser hinterher geschleift oder haben sie 3 von 5 Tagen gedurstet? Mir gefallen ja seine Meteora-Touren besser. Die sind auch wild, aber nicht so lang. Auf jeden Fall hat er sein Vermächtnis in der Kletterwelt hinterlassen.

Die Route ist schon ein Brett, das muss man sagen, auch wenn mir andere besser gefallen haben. Meine Lieblingslänge war die 12., und auch die 9. war eine Premiumlänge.
Davor war es für meinen Geschmack zu plattig-ausgesetzt und dazwischen zu steil… natürlich klettere ich auch lieber frei, und das habe ich mir beim Anblick der nassen Cruxlänge und nach Antesten des ersten Zuges direkt abgeschminkt. Wildes Techno-Geballer von Cam zu Cam, einarmig Blockieren ist von Vorteil, und am besten über 30 Minuten hinweg. Eigentlich ist die Route auch nur wie die „Non solo pane“ am Casale in bisschen länger… und die Griffe waren bisschen kälter. Gut, dass ich mit Moritz dort und an der Karlspitze im Frühjahr so viel geübt habe.

Dennoch ist nach wie vor die Schijenfluh Westverschneidung mein Favorit, auch wenn Felix dort unbedingt auf der Platte im Moos abschmieren, fliegen und sich die Rippen brechen musste. Zumindest hat er die Route dann noch zu Ende geklettert.